Berlin, den 21. April 2020: Was geschieht mit Rotorblättern, die ausgemustert werden müssen? Zerkleinern und verbrennen, war bisher die Antwort. Jetzt häufen sich allerdings Lösungen, die für eine Öko-Branche wie die Erneuerbaren besser passen: Aufarbeiten und Wiederverwenden. Berichte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und in der Neuen Energie zeigen neue Lösungen.
Um die Entsorgung ausgemusterter Rotorblätter war es bislang nicht zum Besten bestellt. Die tonnenschweren Anlagenteile aus Verbundmaterial von Balsaholz und glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) wurden nach der Demontage einfach zerkleinert und in Müllverbrennungsanlagen verbrannt. Das aber zieht Probleme nach sich, wie die FAZ am 14. April 2020 berichtete: denn ca. 60 Prozent der Masse, so die FAZ, bleibe in den Müllverbrennungsanlagen als Asche zurück und verstopfe dort die Filteranlagen.
Rotoren von Windenergieanlagen bestehen vor allem aus GFK und seit neuerem aus CFK, aus Carbon verstärkten Kunststoffen. Beide Stoffe müssen angemessen entsorgt werden. Für CFK sind bereits Anlagen in Betrieb, die reine Carbonfaser extrahieren und wieder zur Verfügung stellen. Für GFK biete sich, so der FAZ-Bericht, eine Wiederverwendung als Substitut für Bausand an, ein Rohstoff, der immer rarer wird. So berichtet auch die Neue Energie in ihrem Aprilheft (4/2020) – und weiß auch noch von weiteren Entwicklungen im Blattbau zu berichten.
Materialforscher am Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI) in Braunschweig haben, so die FAZ om17.3.2020, unlängst ein Verfahren entwickelt, mit dem der Balsaholz-Anteil – immerhin rund 15 Kubikmeter bei einem 15 Tonnen schweren Blatt – vom GFK-Anteil getrennt und für eine Wiederverwendung nutzbar gemacht werden kann.
Für das zurückgewonnene Balsaholz sehen die Forscher drei unterschiedliche Möglichkeiten zur Wiederverwendung – je nachdem, wie damit verfahren wird. Erste Möglichkeit: Das Holz-Kunststoff-Gemisch wird zu Terrassendielen mit einem Holzanteil von 70 Prozent verarbeitet. Zweite Möglichkeit: Das Holz wird in Fasern zerlegt und zu Wärmedämmplatten gepresst, die eine ähnlich gute Isolierung bieten wie hartes Styropor. Dritte Möglichkeit: Aus pulverisiertem Holz und Wasser wird Balsaholzschaum gewonnen – ein elastisches Dämm-Material mit noch höherem Dämmwert.
Die erste der drei Möglichkeiten wird bereits industriell umgesetzt. Da bis 2024 vermutlich 15 000 Rotorblätter ausgemustert werden, gehört die Wiederverwendung von Materialen zu den zentralen Elementen der Ökobilanz der Windenergie.