Wer mit dem Strommarkt tanzt

Berlin, den 24. April 2020: Im Juni 2019 stand die Sicherheit und Stabilität des Stromnetzbetriebs kurzzeitig auf dem Spiel. Hintergrund: Eine Reihe von Stromhändlern zockte mit dem damaligen hohen Strompreis. Statt aber die angebotene Leistung zu liefern, zahlten sie lieber die Kosten für Ersatzmaßnahmen. Das Ergebnis: Gewinne für die Stromhändler und ein hohes Risiko für den Netzbetrieb.

Wie die Frankfurter Allgemeine am 22. April berichtete, haben im Juni des letzten Jahres Stromhändler hochriskante Manöver gefahren, die die Netzsicherheit massiv gefährdet haben. Dabei hätten die Händler phasenweise hohe Strompreise realisiert und Leerverkäufe getätigt. Statt aber die dann geforderten Strommengen zu liefern, hätten sie lieber die Strafkosten gezahlt und trotzdem noch einen Schnitt gemacht. Wie hoch die manipulativen Gewinne der Unternehmen waren, darüber machte die FAZ keine Angaben.

Um die fehlenden Strommengen beizubringen, seien große Mengen Reserveenergie eingespeist worden. Auch seien Großverbraucher wie Aluminiumhütten kurzzeitig vom Netz getrennt worden. Zudem sei die Hilfe des europäischen Netzverbundes in Anspruch genommen worden, um die Netzstabilität zu sichern.

Abweichungen von Angebot und realisierter Einspeisung sind im Netz unumgehbar. Die Angebote werden aufgrund von Prognosen aufgestellt, bei denen die verfügbare Leistung der Erzeuger und die Auswirkungen von Wind- und Sonnenschwankungen bei erneuerbaren Energien berücksichtigt werden. Die tatsächliche Einspeisung weicht dann abhängig von den konkreten Bedingungen davon ab. Ersatzleistung wird dann nötigenfalls nachgefahren.

Allerdings liegt der Verdacht nahe, dass die Händler bewusst „falsche oder irreführende Signale hinsichtlich des Angebots von Strom gesendet“ hatten, wie die FAZ die Bundesnetzagentur zitiert. Derzeit werden umfängliche Untersuchungen gegen 52 Stromhändler in 11 Unternehmen durchgeführt.

Inwieweit die generell zu beobachtende Verschlechterung der Konditionen der Direktvermarkter mit den möglichen Marktmanipulationen zusammenhängen, wurde von der FAZ nicht betrachtet.