NOTES #10
New Kids on the Block
Das Jahr 2025 war reich an neuen Windparks, mit allem, was dazugehört.
Und siehe da, es macht Arbeit. Die REZ hat im Jahr 2025 14 Windenergieanlagen in neun Gesellschaften mit einer Gesamtleistung von etwa 75 Megawatt in die Betriebsführung übernommen. Und wie es sich für eine Großfamilie gehört, sind lauter unterschiedliche Typen und Charaktere darunter. Vestas ist unter den REZ-Anlagen, die ausnahmslos von der MLK Gruppe kamen, immer noch stark vertreten. Aber es sind auch Anlagen von Enercon, Nordex und Siemens darunter. Man will ja kein Kostverächter sein. Und Hand aufs Herz – Anlagenverfügbarkeit einerseits, Standortbedingungen andererseits und schließlich auch die Kosten und erwarteten Erlöse legen es nahe, bei den Anlagentypen nicht allzu engstirnig zu sein.
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen?
Allerdings macht eine Flotte unterschiedlicher Anlagentypen auch mehr Arbeit, als wenn nur Anlagen desselben Typs im Portfolio wären. Als hätte man nicht genug davon. Das ist interessant, aber eben auch aufwendig. Eben nicht nur wegen der unterschiedlichen technischen Konzepte, die es zu bewältigen gilt. Hinzu kommen die unterschiedlichen Kauf- und Wartungsverträge, mit denen umzugehen ist und in denen unterschiedliche Denkweisen, man kann auch sagen Gewinnoptimierungskonzepte, ihre Spuren hinterlassen haben. Das kann man Herstellern kaum verdenken, denn so überaus spannend deren Job auch ist, so frustrierend und erschütternd kann er sein, wenn’s an die Ebenen des Dauerbetriebs geht. Und da hat schon mancher Hersteller Federn gelassen, ohne dass er wirklich etwas falsch gemacht hätte. Die Anforderungen an die Anlagenüberwachung werden im Übrigen mit der Zahl der Hersteller im Portfolio nicht geringer. Zum Glück für die Betreiber und Betriebsführer erledigen die Überwachungsplattformen einiges an der Standardisierungsarbeit, die es braucht, um Anlagen unterschiedlicher Hersteller und unterschiedlichen Typs, ja auch unterschiedlicher Anlagengenerationen, über ein System zu überwachen. Man soll nicht jammern, aber auch die Arbeit nicht unterschätzen, die die Energiewende auf allen Ebenen mit sich bringt.
Außerdem erben die Betriebsführer mit den Projekten und den darin verbauten Anlagen eben auch die Wartungsverträge und Wartungsabteilungen der Hersteller, die eben – wie wir ja auch – ihre Stärken, aber leider auch Schwächen haben. Und sei es, dass diese darin bestehen, dass es derzeit sehr schwer ist, am Arbeitsmarkt qualifizierte oder auch nur qualifizierbare Techniker für den Service zu bekommen. Das ist ein Knochenjob, der eben auch Köpfchen braucht – und Köpfe sowieso.
Von Mensch zu Mensch
Und dann menschelt es ja überall, trotz aller KI. Denn verschiedene Hersteller heißt eben auch für die Betriebsführer, dass sie nicht nur alle paar Jahre ihre Kundenbetreuer verlieren, was in größeren Firmen normal ist – wie viele Generationen von Sachbearbeitern wir mittlerweile bei Herstellern und bei Netzbetreibern erlebt haben, ist erstaunlich. Mit neuen Anlagen und Herstellern sind auch neue Kontakte zu knüpfen und es muss überhaupt erst einmal eine Gesprächsebene aufgebaut werden, mit der beide Seiten umgehen können. Trotz aller Verträge, an denen auch schon mehrere juristische Jahrgänge geschraubt haben, bleibt immer noch viel zu interpretieren, zu verhandeln und zu organisieren – und manchmal muss man eben auch Lösungen für Probleme finden, an die vorher noch niemand gedacht hat. Dabei ist es immer hilfreich, wenn jeder Partner eben nicht nur an sich selbst denkt, sondern auch versteht, dass das eigene Leben und das Überleben deutlich einfacher werden, wenn es faire Lösungen für beide Seiten gibt. Also auch Lösungen, bei denen eine enge Lesart von Verträgen einer einvernehmlichen weichen kann.
Das ist insofern von Relevanz, da die meisten Wartungsverträge mit Indexierungen arbeiten, die zu fast automatischen Preissteigerungen führen, während die Möglichkeiten der Betreiber, Erlöse zu optimieren, beschränkt sind. Das spielte in den Jahren seit Ende 2021 kaum eine Rolle, aber das Jahr 2024 und der Anfang des Jahres 2025, die durch ein bislang ungekanntes schlechtes Windangebot auffielen, haben vielen Windparks wieder die Grenzen aufgezeigt. Geringere Erlöse als erwartet durch ein schlechtes Windangebot und zudem Erlösverluste durch negative Strompreise müssen dazu motivieren, die Windparks stabil zu fahren und vor allem Liquidität zu sichern. Und kein Zweifel, die Windparks, die in den letzten ein bis zwei Jahren in Betrieb gingen, haben nur die schlechteren Vergütungsbedingungen, vor allem über die negativen Strompreise, und ein mieses Windangebot miterlebt. Um es noch mal zu erwähnen – siehe da, es macht Arbeit. Und es fordert Kreativität und Flexibilität – und wahrscheinlich auch eine glückliche Hand. Aber sich dessen zu rühmen, ist keine wirkliche Arbeitsbasis.
Regionale Vielfalt
Der Schwerpunkt der REZ-Windparks lag in der Vergangenheit erkennbar in Brandenburg. Auch bei den Neuanlagen sind Brandenburger Parks immer noch dabei. Nach der Inbetriebnahme der sieben Anlagen Odervorland Erweiterung im Jahr 2024 folgten in diesem Jahr vier Gesellschaften mit fünf Anlagen mit Standorten in Brandenburg. Zwei Anlagen wurden im Bereich Prenzlau in Betrieb genommen, wo die REZ schon seit mehr als zehn Jahren Parks betreut. Zwei weitere Anlagen aber wurden in einem Bestandswindpark bei Lübben neu errichtet, also an dem Standort, an dem die REZ als Betriebsführer angefangen hat. Die lokale Verankerung macht sich immer noch bemerkbar, irgendwie. Die beiden Vestas-Anlagen wurden ans Umspannwerk Lübben Nord angeschlossen, an dessen Umbau und Erweiterung die REZ technisch, konzeptionell und vor allem vertraglich eng mitgewirkt hat. Ziel auch hier – die unterschiedlichen Interessen der Betreiber, mit denen die REZ schon teilweise seit 2012 verbunden ist, aufeinander abzustimmen.
Eine besondere Verbindung hat die REZ, zumindest was die heutige Führungscrew angeht, mit den vier Anlagen, die im Süden Berlins am Standort des ehemaligen Braunkohlekraftwerks Golpa in Sachsen-Anhalt errichtet wurden. Ende der 1990er-Jahre haben sie in verschiedenen Funktionen am Bau und Betrieb des damaligen Windparks Zschornewitz mitgewirkt. Ein alter Prospekt im REZ-Archiv erinnert daran, dass der Windpark schon damals auch als Produkt der industriellen Wandlung gesehen wurde, was Schlagworte der jüngeren Vergangenheit bereits vorformuliert. Heute nun hat die REZ die Betriebsführung des Windparks Zschornewitz übernommen und bietet hier ein Anrainerstromprojekt als Dienstleistung für den Windparkbetreiber an. Anrainer des Windparks, die im Umkreis von 2,5 Kilometern leben, können günstigen Ökostrom beziehen. Die Normtarife des Anbieters naturstrom vor Ort werden durch den Windpark mit einem Zuschuss deutlich gesenkt.
Und schließlich das Rheinland. Die MLK Gruppe kommt aus dem Rheinland und die REZ ist bis heute von Akteuren bestimmt, die gleichfalls aus dem Rheinland kommen. Der Sitz der Gesellschaft ist zwar heute in Berlin, aber immer noch hat die REZ ein Büro in Erkelenz. Der Umzug in neue Räumlichkeiten und damit auch die Erweiterung des Teams stehen an.
Nach dem Windpark Loher Heide, den die MLK vor drei Jahren repowert hat, sind in diesem Jahr fünf neue Betreibergesellschaften mit sechs Anlagen und etwa 28 Megawatt Leistung dazugekommen. Auch hier schwingt einiges an Vergangenheit mit.
On the right site
Die regionale Ausweitung des Portfolios hat zum weiteren Ausbau des Sitemanagements geführt. In Brandenburg wurde das Team auf vier Kolleginnen und Kollegen aufgestockt. Die Parks in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Bremen werden entweder von Berlin aus oder durch Vertragspartner betreut. Im Rheinland, das auch für die Betreuung der Parks in der Eifel zuständig ist, steht der Aufbau einer Service-Station an. Bislang werden die Anlagen noch von zwei Kollegen aus der technischen Abteilung betreut, die noch andere Aufgaben wahrnehmen müssen. Hier ist also Entlastung dringend gewünscht.
Im selben Zug soll das Büro in Erkelenz weiter ausgebaut werden. Die direkte Nähe zu den MLK-Planern hat den enormen Vorteil, bereits früh in Projekte eingebunden werden zu können, und eben auch den Nachteil, früh eingebunden zu werden. Das Thema Schnittstellen wird dabei immer bedeutender, auch die Definition von Zuständigkeiten, also der ganz normale Kram, mit dem sich schnell wachsende Unternehmen, die mit vielen Projekten umgehen müssen, eben so herumschlagen müssen. Soll auch heißen – ja, auch wir machen Fehler, gerade in diesen Zeiten. Aber wir nehmen für uns in Anspruch, daraus eine Menge zu lernen, und zwar zum Vorteil unserer Arbeit und unserer Kunden. Und das machen wir gern.
Coda
Ach ja, das Jahr ist ja noch nicht vorbei. Bis Dezember sollten noch neun Windenergieanlagen in vier Gesellschaften mit einer Gesamtleistung von knapp 56 Megawatt in Betrieb genommen werden. Wie es aussieht, werden diese Parks aber erst im neuen Jahr errichtet. Wir arbeiten dran.