NOTES #7

Jahresbilanz 2021

Ein schwaches Jahr mit Lichtblicken

Ein Blick auf Zahlen zeigt das ganze Trauerspiel: Das Windjahr 2021 war, was das Windangebot anging, ein miserables Jahr, eines der schwächsten in den letzten 20 Jahren überhaupt. Über alle Windparks der REZ gemittelt, lag die Erfüllungsquote bei knapp 76 Prozent. Statt der prognostizierten 520 Gigawattstunden wurden nur 395 Gigawattstunden eingespeist. Dabei lag die Verfügbarkeit mit 98,35 Prozent bei einem hohen Wert. Die CO2-Einsparung betrug knapp 298.000 Tonnen, immer noch eine hohe Zahl. Es hätten jedoch 390.000 Tonnen sein sollen. Die Zahl der versorgten Haushalte lag bei knapp 122.000. 

Foto: Markus Bullik

Derzeit werden von der Regierung zeitweise Erleichterungen beim Betrieb von Windparks ermöglicht, etwa durch den Verzicht auf Leistungsabsenkungen oder Schattenwurfabschaltungen. Ziel ist, die Strommenge aus den Erneuerbaren in der derzeitigen Krisenphase zeitweise zu erhöhen. Allerdings sind die Auswirkungen möglicherweise nur gering. Vor allem bei Schattenwurfabschaltungen ist nach Abschätzung der Zahlen aus den vergangenen Jahren nicht viel zu erwarten. Erste Abschätzungen weisen bei einem Park mit 11 Anlagen der Zweimegawattklasse auf Verbesserungen von etwa 0,01 bis 0,02 Prozent hin, also Mehreinspeisungen von maximal 6.000 kWh pro Jahr. Das lohnt den Programmieraufwand nicht und führt zudem bei den Anrainern gegebenenfalls zu deutlichen Mehrbelastungen, die der Akzeptanz nicht förderlich sind. Das will also aus Sicht der Betreiber gut überlegt sein. 

Unabhängig von der mäßigen Einspeisung endete das Windjahr 2021 allerdings halbwegs versöhnlich: Seit Juni stieg der Marktwert stetig bis auf einen Spitzenwert von 16 Cent / kWh und führte zu deutlichen Mehrzuflüssen bei den Windparks, die in der Regel mit Einspeisevergütungen von 8 bis 11 Cent auskommen müssen, je nach Inbetriebnahmejahr. Der Durchschnittsmarktwert lag 2021 bei etwas mehr als 7,8 Cent / kWh, in der zweiten Jahreshälfte bei immerhin etwas mehr als 11 Cent / kWh. Zugleich gingen die Phasen mit negativen Strompreisen in der zweiten Jahreshälfte deutlich zurück, was allerdings – soweit die Windparks sich den Marktwert durchgehend auszahlen lassen – spätestens ab September keine große Rolle mehr spielte. Hintergrund der hohen Marktwerte bei Strom ist die sich abzeichnende hohe Nachfrage nach Gas, die zu höheren Gaspreisen führte, was – über das Preisbildungsprinzip an der Börse (Merit-Order) – eben auch zu hohen Strompreisen führt. Den Preis für alle bestimmt schließlich der teuerste noch am Markt abgenommene Lieferant. 

Übers Gesamtjahr gesehen kompensierten die hohen Marktwerte allerdings nur die Verluste, die im Laufe des Jahres durch die geringe Einspeisung entstanden waren. Insofern hatten die Projekte Glück, dass sich die Situation in der Energiewelt – noch vor dem Krieg in der Ukraine – zuspitzte. 

Die Situation 2022 sieht freilich anders aus. Bis einschließlich August 2022 lag der Mittelwert der Marktwerte bei über 20 Cent / kWh, mit einem Spitzenwert von ca. 46 Cent / kWh im August. Die Windparks haben also hohe Zuflüsse zu verzeichnen, vor allem weil das Windangebot in der ersten Jahreshälfte auch noch deutlich besser war als 2021. Allerdings lohnt auch hier ein näherer Blick, denn im Monat August, in dem der Marktwert ungeahnte Höhen erreichte, lag die Windeinspeisung, die im Sommer eh schon auf einem niedrigen Niveau liegt, nur bei etwas mehr als 50 Prozent der Prognose. Der hohe Marktwert glich damit zwar die zu erwartende Vergütung mehr als aus, aber ein großer Teil floss in die Kompensation der Ertragsverluste. 

Selbst diese Mehrerlöse kompensieren aber nur einen Teil der Verluste, die in den vergangenen Jahren durch mäßige oder schlechte Windjahre entstanden waren. Diese belaufen sich allein im Portfolio der REZ auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Dass solche Abweichungen von den Prognosen trotz aller Abschläge auf zu optimistische Windprognosen zurückzuführen sind, ist die eine Lesart. Die andere ist, dass die Betriebe in eine Phase mit schlechtem Windangebot geraten, die von den Windparkbetreibern neue Konzepte verlangt, wie ihre Projekte wirtschaftlich erfolgreich sein können. Hier ist Kreativität gefragt und die Bereitschaft, völlig anders zu denken und zu handeln.